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casawuelfingen

Libreria della Rondine - eine kleine Buchwelt


Als ich die Rondine betrete, geht es gerade um “Blutbuch”. Karen Heidl hat es nicht im Sortiment. Sie hat es auf der Buchmesse angelesen, es hat sie aber nicht überzeugt. Und die Auszeichnung mit Buchpreisen ist für sie kein Auswahlkriterium für ihr Angebot. So komme ich gleich richtig in Karen Heidls Buchwelt an. Wie sie denn ihr Programm zusammenstelle, frage ich. Die Antwort ist eine Geschichte, die der Liberia della Rondine und die ihre. Bis zur Übernahme der Buchhandlung zum 1. Januar 2020 war die Rondine ein reines Antiquariat. “Da habe ich erst einmal entrümpelt”, sagt Karen Heidl. So hat die erste Corona-Welle sie auch nicht zu hart getroffen - die Ruhe gab Zeit, alles zu ordnen und für den Neustart vorzubereiten. Ihr Ziel: Altes und Neues, Vergangenheit und Gegenwart zusammenzubringen, “ohne zu viel Reibung zu erzeugen”. Werke von literarischem Wert und bibliophilem Interesse durften bleiben, der Rest kam in den Ausverkauf. Neu hinzu kam ein Buchprogramm, das stark aufs Tessin und ihr Lieblingsthema, Lebensspuren, ausgerichtet ist. Und damit sind wir mitten drin, in ihrem Leben, der Geschichte der Rondine, Leo Kok und all den anderen, die ihr hier vorangegangen und als Kunden, Literaten, Freunde und regelmässige Besucher ein- und ausgegangen sind.

Karen Heidl ist studierte Germanistin (mit dem leichten Bedauern, nicht Historikerin geworden zu sein) und hat zunächst eine Verlagskarriere von der Lektorin bis zur Verlagsleiterin gemacht. Thematisch hat sie die Digitalisierung mit IT-Publikationen (Print und online) begleitet, auch selbst dazu Bücher geschrieben, später dann auch einen Ausflug zu Koch- und Gesundheitszeitschriften gemacht. Daneben war und ist sie journalistisch tätig.

Nachdem sie zur “Lebensmitte” einen neuen Impuls suchte und diesen mit einem MBA, Schwerpunkt Human Resources und Führung, aufnahm, schreibt sie heute hauptsächlich für (online) HR-Publikationen. Die Libreria della Rondine kannte sie schon lange und als Hans Hoffmann ihr gegenüber erwähnte, dass er die Buchhandlung nicht weiter betreiben wolle, nutze sie die Gunst der Stunde. Und hier stiess sie auf weitere “Lebensspuren”. Auch heute noch kommen Besucher, die sich an den legendären Leo Kok erinnern, Erinnerungen, die Karen Heidl sammelt und eines Tages auf der Homepage der Rondine veröffentlichen möchte. An wen sie sich denn mit ihrem Angebot wende? An Menschen, die nach “Perlen” suchen, echte Buchliebhaber, an diejenigen, die in ihrer Bücherwelt stöbern möchten, Tessinfreunde, Menschen auf der Suche nach Ankerpunkten. Und ihre Mission, Menschen zu ihrem Buch zu verhelfen nimmt sie ernst - bis dahin, ihnen beim Schreiben und Produzieren ihres eigenen “Lebenswerks” zu helfen. Verlagsdienstleistungen nennt sie das. Und dann plant sie auch weitere Literatur-Events - wenn sich Sponsoren finden. Zum 70. Geburtstag der Rondine im letzten Jahr hiess es für drei Tage “Lebensspuren Ascona” mit Lesungen, Musik und Installationen.

Zum Abschied frage ich Karen Heidl nach einer Buchempfehlung: “Ascona - Sole e Anima”, ein historischer Bildband, “Exil”, eine Anthologie deutschsprachiger Exilliteratur und “Briefe an mein jüngeres Ich”. Ich wähle den Bildband - für all diejenigen, deren Lebensspur in die Casa Wülfingen führt. Beim Hinausgehen sehe ich noch den Stand mit “Lago Maggiore Krimis”. Karen Heidl lacht, natürlich gibt es bei ihr auch leichte Urlaubslektüre. “Und am Ende des Tages muss natürlich auch bei der Rondine eine schwarze Null stehen!” Mehr siehe: www.la-rondine.ch


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