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Presepi Vira

aus: Briefe aus dem Tessin 42 / Dezember 2021



Ein Besuch der Krippenausstellung in Vira gehört seit Jahren zu meinem Weihnachtsprogramm. Am liebsten bummele ich durch die Gassen des Dorfkerns, wenn es dämmert und die Beleuchtung eingeschaltet wird. Dann gewinnen die kleinen und grösseren Welten um Maria, Joseph und das „Christkind“ ihre eigentliche Ausstrahlung und Intensität …

Als Freiluftveranstaltung findet „Presepi Vira“ erfreulicherweise auch in diesem Jahr statt, zum 32. Mal. Grund für mich, einmal hinter die Kulissen zu schauen. So treffe ich Jürgen Markmann, auf dem Internet als Kontaktperson benannt. Der Name hört sich so gar nicht nach Tessin an, er klärt mich aber auf: seine Frau Mariella stammt mütterlicherseits aus Vira und irgendwann hat das Paar entschieden, sich

dort niederzulassen, er zunächst noch als regelmässiger Pendler zur Arbeit in der Deutschschweiz. Nun ist es für beide Ganzjahresdomizil. Jürgen Markmanns Engagement am neuen Wohnort begann mit der „Übernahme der Verantwortung“ von ProVira, einem Verein, der sich seit über 50 Jahren für Veranstaltungen im Bereich Kultur und Freizeit engagiert. Das Sommerfest von San Pietro war in Auflösung begriffen, neue Ideen fehlten. Genau das Richtige für den professionellen Projektmanager. So wurde er als „Zugereister“ Vereinspräsident mit neuen Aktivitäten wie Spazierwegen in und um Vira oder „Vira in cartoline“, im Dorf ausgestellten Postern von alten Postkartenmotiven aus der Geschichte der Gemeinde.

Als dann vor sechs Jahren das Engagement für die in Eigenregie von drei Persönlichkeiten aus Vira organisierte „Presepi Vira“ wegbrach, sprang Jürgen Markmann ein: er integrierte die Krippenausstellung in Pro Vira und stellte kurzfristig mit eigenen Mitteln die Fortführung dieser Tradition sicher. Im ersten Jahr galt es zu improvisieren, mit alten Kabeln für die Beleuchtung und damals rund 30 Krippen. Von diesem Startpunkt aus begann Jürgen Markmann mit seiner Frau dieVeranstaltung zu entwickeln: er suchte Sponsoren, erneuerte die Infrastruktur, und fand vier Frauen aus Vira, die nun als „gruppo presepi“ innerhalb ProVira die Organisation inklusive Werbung für den Anlass verantworten. Und es funktioniert. Die Zahl der Krippen hat sich nahezu verdoppelt, das Budget von Fr. 12‘000 wird zu über 80% von Sponsoren getragen und die Ausstellung ist eingebettet in eine Reihe von Veranstaltungen: von der Eröffnung mit kleinem „mercatino“, Speisen und Getränken über drei Konzerte, das letzte am Dreikönigstag, bis zum abschliessenden Umzug.

Die Krippen selbst werden von den Ausstellern auf eigene Kosten hergestellt. Das Spektrum der Teilnehmenden ist breit, von Kindergartengruppen und Schulklassen bis zu Vereinen, Firmen, Künstlern und Hobbybastlern. In der Liste finde ich neben vielen Teilnehmern aus der näheren Umgebung auch solche aus der Deutschschweiz und aus Italien. Jürgen Markmann und die „gruppo presepi“ ist offen für alle und alles. Eines aber wird vorausgesetzt: es geht um den Stall von Bethlehem, um Jesus, Maria und Joseph – und das muss auch erkennbar bleiben.

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